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KW Ende ca. 1958Mit zwei 45er Singles und der EP „Hammond-Sensationen” hat es 1958 begonnen, als der Organist, Pianist, Akkordeonist und Arrangeur seine ersten Schallplatten in Stereo aufnahm.

Der Sohn des Polizeioberinspektors Fritz Wunderlich wurde im Jahre 1931 in Chemnitz geboren. Er war sieben Jahre alt, als er den ersten Unterricht auf dem Klavier erhielt und nur wenige Jahre reichten aus, um die nötigen Grundbegriffe zu erlernen. „Von meinen Eltern habe ich die Musikalität nicht geerbt - und ein Konservatorium habe ich auch nie besucht”, antwortet Klaus zurückblickend auf die Frage nach der Wurzel seines Talents. Den Weg zur Musik habe er gefunden, weil er als Kind „immer ein bisschen schwächlich und daher ein Einzelgänger” war.

Damals verlegte das Ensemble des, durch die Bomben des zweiten Weltkrieges teilweise zerstörten, städtischen Theaters seine Proben in den Gymnastikraum des Realgymnasiums. «Da stiess man dann auf mich - 'da ist einer in der 5. Klasse, der ganz gut Klavier spielt' - und so kam es, dass ich bereits mit 16 Jahren Korrepetitor wurde.» Doch die Jazz- und Schlager- und Popmusik der Nachkriegsjahre zog ihn stärker an als klassische Schwergewichte.

Klaus Wunderlich entdeckte bald auch den Jazz für sich und wagte sich damit auf das politische Glatteis. Jazz zählte in jener Zeit zur 'entarteten Musik' und war verboten. «Manchmal bin ich drei Stunden zu Fuss gelaufen, um bei diesen Sessions mitmachen zu können», erinnerte sich Klaus Wunderlich, der damals nebenbei auch etwas Posaune spielte. Kurz darauf erhielt er das Angebot für ein Engagement 'im Westen' (Hamm in Westfalen), in einem Bar-Quintett mitzuwirken. Er sagte zu und blieb ab 1951 in der Bundesrepublik. Während des Engagements in Hamm hatte er schon Kontakte geknüpft, um ein Bar-Trio zu gründen. Der Leiter des Trios stellte aber fest: «Ohne Akkordeon haben wir keine Chance!» Folglich brachte sich Klaus Wunderlich 1952 das Akkordeonspiel bei und variierte bei den Auftritten zwischen Klavier und Akkordeon. Dreistimmiger Gesang rundete die Darbietungen des 'Reichel-Trios', das in den Jahren 1952/53 vor allem in der nördlichen Hälfte Deutschlands spielte, ab. Als musikalisches Vorbild am Akkordeon diente der Holländer Art van Damme. Das musikalische Markenzeichen des Akkordeon-Jazzers Klaus Wunderlich war, dass er die improvisierten Chorusse unisono in Kopfstimme mitsang. 

Nach der Auflösung des 'Reichel-Trios' wechselte er für zwei Monate zur 'New Jazz Group Hannover' und spielte hier Cool Jazz. Zu jener Zeit war Klaus Wunderlich ein hervorragender Jazz-Pianist. Zwar hörte er in den Bars und Tanzlokalen zum ersten Mal die neue Hammond-Orgel und war von deren Klang angetan, aber er sah sich immer noch als Pianist. Als er erfuhr, dass in der besten Bar Hannovers, der «Chez Nous», kurzfristig der Pianist ausgefallen war, war Klaus Wunderlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Der Jazz trat in den Hintergrund. «Ich wollte jetzt Musik für breite Publikumsschichten machen», sagte Klaus Wunderlich. Und dieser Maxime ist er bis zu seinem Lebensende treu geblieben. 

Als nächste Station folgte das Engagement bei Willi Mohler. Das 'Mohler-Trio' spielte in der Besetzung Klavier, Bass und Gitarre u.a. in Mannheim zur Einweihung der kleinen Gaststätte «Simplicissimus». Ein Problem der Pianisten in dieser Zeit war, dass die meisten Klaviere in einem fürchterlichen Zustand waren. Mohler, der Chef des Trios hatte dann 1955 während eines zweimonatigen Gastspiels in Ulm die grandiose Idee, statt des Klaviers eine Hammond-Orgel einzusetzen. Die ersten Auftritte des 2-monatigen Engagements mit dem Mohler Trio im Simpl fand noch ohne Orgel statt. Nach den ersten Wochen im Simpl wurde von Herrn Seyfferth (genannt 'Balbo') eine Hammond M3 angemietet später dann gekauft. Wenn Klaus nicht da war, wurde sie von Herrn Baumann gespielt. Das Mohler Trio hat dann im Raum Nürnberg für sich eine eigene M 3 angemietet, weil man erkannt hat, dass sie besser passt als das Akkordeon. Das «Mohler-Trio» war damit das erste Bar-Trio mit Hammond-Orgel. Ein neuer Sound war geboren und das Trio hatte sofort Erfolg damit. Klaus Wunderlich entwickelte ein ganz besonderes Feeling für dieses neue Instrument. Aus diesen Jahren stammt auch seine Aussage: «Die Orgel ist mein Leben!» 

Nach der Auflösung des Trios zog sich Klaus Wunderlich nach Mannheim zurück. Durch Zufall begegnete er wieder Ernst Seyfferth vom 'Simplicissimus'. Seyfferth wollte Klaus Wunderlich schliesslich auch als Musiker auf der Hammond in seinem Lokal haben. Unter der Auflage, dass Klaus Wunderlich mindestens ein Jahr bei ihm blieb, kaufte Seyfferth eine Hammond M3. Klaus Wunderlich avancierte zum musikalischen Leiter des 'Simpls', in dem Kabarett und Kleinkunst geboten wurde. Dieses Metier kam Klaus Wunderlich und seiner humoristischen Ader sehr gelegen. Er spielte jeden Abend von acht Uhr bis morgens halb vier und betätigte sich daneben auch kabarettistisch. In jener Zeit kamen die ersten Tonbandgeräte (z.B. das Grundig TK 8) auf den Markt. Klaus Wunderlich zeichnete sein Hammond-Spiel mit dem Tonband auf und begleitete sich anschliessend selbst auf dem Klavier. Der neue Sound war eine Sensation. Klaus Wunderlich wurde zum Geheimtipp als absoluter Könner auf einem neuen Instrument - der Hammondorgel.

Teldec StudioIn den Jahren 1957 und 1958 war der 'Simpl' Treffpunkt der Presseleute und der Prominenz (Caterina Valente, Horst Jankowski...). Schliesslich wurde auch die Schallplattenindustrie auf Klaus Wunderlich aufmerksam. 1958 produzierte er im Auftrag der Teldec die erste Platte „Hammond-Sensationen“ auf einer Hammond C3 (eine EP mit insgesamt 4 Titeln). Klaus Wunderlich schrieb selbst die Arrangements. Bei der Aufnahme arbeitete er mit einer drei Mann starken Rhythmusgruppe und auf eigenen Wunsch mit einer neuen Technik, die man quasi als Vorläufer der Mehrspurtechnik bezeichnen könnte - er 'überspielte' seine Orgel mehrfach, d.h. es wurde eine Mono-Aufnahme erstellt, beim Kopieren dieser Aufnahme wurde dann eine neue Aufnahme hinzugefügt, beim nächsten Kopieren wieder usw. Teilweise wurde diese Technik bis zu viermal (z.B. bei der Wunderlich-Komposition 'Orgel-Riff') nacheinander angewendet. Klaus Wunderlich hatte eine Art, die Orgel zu spielen und ihre zahllosen Klangfarben einzusetzen, wie man es in dieser Weise bisher nicht gehört hatte. Er spielte seine Hammonds im Übrigen stets trocken, d.h. ohne Leslie, da seiner Meinung nach der Percussion-Klang nicht mehr 'glockig' klang und alles zu sehr in den Jazz-Sound abrutschte.

Die Platte mit dem neuen Sound schlug wie eine Bombe ein und lief ständig im Rundfunk. Es folgte die zweite EP 'Cuban Hammond Delicado' und die erste LP 'Hammond-Spezialitäten zum Tanzen'. Mit der neuen Stereo-Technik welche ab Ende der 50 Jahre Einzug hielt entstand die erste Hammond-Stereo-LP. Die LP erhielt den Titel '24 Melodien, die man nie vergisst' und wurde zur erfolgreichsten Langspielplatte von Klaus Wunderlich. 1959 erhielt Klaus Wunderlich ein Engagement als Begleiter für Caterina Valente, kaufte sich seine erste Hammond M3 und ging für eineinhalb Jahre mit Caterina Valente auf Tournee (u.a. ins „Olympia“ in Paris). Mit dem Orchester Werner Müller nahm er einige Plattentitel auf. Da es an Notenmaterial mangelte, schrieb er einfach über Nacht selbst zwei Arrangements.


Klaus Wunderlich verstand es, das Musikalische mit dem technischen Know-How des Orgelspiels zu verbinden. Seither hat Klaus Wunderlich weltweit mehr als 20 Millionen Tonträger verkauft und erhielt 13 goldene Schallplatten und eine goldene MusiCassette. 
Er hat sich nie zufriedengegeben, und nur so konnte es ihm gelingen, mit der Hammondorgel den Klang fast aller gebräuchlichen Instrumente nachzuahmen. Er selbst hat einmal gesagt: «Man kann auf der Hammondorgel alle Streichinstrumente imitieren, mit Ausnahme des Buttermessers.»

Der Durchbruch liess nicht auf sich warten. Seine Erfolge haben Klaus Wunderlich in die kleine Spitzengruppe des internationalen Showbusiness katapultiert, und dennoch sind ihm diese Erfolge nicht zu Kopf gestiegen. Jahrelang hat er weiter getingelt, begleitete Stars wie Caterina Valente, Herbert Hisel, Josef Meinrad, Heinz Schenk u.v.a. bei Gastspielen und Tourneen. In der Zeit von 1959 bis 1972 reiste Klaus Wunderlich mehrere Hunderttausend Kilometer im Jahr von Engagement zu Engagement.

Der Funk Riss sich um die musikalischen wie akustischen Delikatessen, die Wunderlich auf Tonband verewigte. Sein Name wurde in jedem Haushalt bekannt und so wurde er zum 'Mr. Hammond', den seinerzeit jeder kannte. Nie war er auf nur eine Musikrichtung festgelegt, er präsentierte die neuesten Hits genauso wie seine Version von Motiven aus Klassik, Operette, Musical oder Schlager. Klaus Wunderlich ist erstaunlich vielseitig, egal was er interpretiert, so echt er den eigenständigen Stil eines Orchesters oder Interpreten auch nachempfindet, überall 'swingt und drived' der Wunderlich-Sound ganz unverkennbar und überall stiess er auf ein positives Echo.

Klaus Wunderlich wurde seinerzeit von einer Zeitschricht zum besten Jazz Akkordeonisten des Landes gewählt.

Diese Erkenntnis hat dann die Teldec 1972 dazu benutzt den bis dato gefragtesten Akkordeonisten, Hubert Deuringer, für gemeinsame Plattenproduktionen mit Klaus zu engagieren. Hintergrund war sicher das Absatzpotential von Deuringer in das von Klaus einzubinden - was ja auch gelungen ist.

 

Im Lauf des Jahres 1972 beendete er seine hektische Lebensweise. Im Keller seines Hauses richtete er sich ein eigenes Tonstudio ein - seither ist er Musiker und Aufnahmeleiter in Personalunion. Klaus Wunderlich hat sich nie der rasanten technischen Entwicklung auf dem Sektor der elektronischen Klangerzeugung verschlossen. Er ist Perfektionist und Tüftler, und so erkannte er Anfang der siebziger Jahre, «dass die klanglichen Gefilde der Hammondorgel langsam ausgereizt waren. Es musste etwas Neues her...». Und so schuf er den legendären «New Pop Organ Sound», indem er die Klänge dreier verschiedener Orgeltypen raffiniert, miteinander mischte. Auf diese Weise wurden im 'Multiplaybackverfahren' orchestrale Aufnahmen möglich, die an Präzision ein Orchester vor Neid erblassen liessen. Seit dieser Zeit spielt er alle Stimmen selbst ein, sogar das Schlagzeug. Wunderlich experimentierte mit dem MOOG-Synthesizer und holte durch technische Tüfteleien auch aus dem ‘guten, alten Piano’ ganz neue Töne heraus («Ich spiele auf allem, was sich betasten lässt.»). So entstanden neben der Wunderlich Pops-Serie auch Produktionen mit Titeln wie Sound 2000 oder «Uraltedelschnulzensynthesizergags», die ebenfalls weltweiten Erfolg hatten. Klaus Wunderlich hatte eine Art, seine Instrumente zu spielen und ihre Klangfarben zu nutzen, die man derart bislang weder gehört hatte noch vergessen konnte. Dieser Sound war jedoch nur im Studio zu erzeugen und konnte nicht auf dem Konzertpodium nachgespielt werden. 

Zum Blauen Bock 1987Den Kennern verschlug es ohnehin die Sprache, dass Klaus Wunderlich in seinem Tonstudio allein und ohne jede Hilfe derart perfekte Produktionen zustande bringen konnte. Als dann 1977 die Firma Wersi mit dem Orgelmodell «Helios» eine ganz neue Orgelgeneration vorstellte, kam eine neue Wende in der Karriere des Klaus Wunderlich: wieder Live- und TV-Auftritte. 

Die Orgel Helios konnte auch Live wie ein Riesenorchester klingen, wenn sie von einem Meister wie Klaus Wunderlich betastet wurde. Und so kam es wieder zu ausverkauften Wunderlich-Konzerten, vor allem in England wurde er ein Star. Im April 1978 schaffte er es zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres, in der ausverkauften Royal Albert Hall ein Konzert vor 6.000 Zuhörern zu geben, ein Erfolg, von dem viele Musiker träumen. Da die Wersi Helios im Bausatz zu erwerben war, hat Klaus Wunderlich sich diese Orgel selbst gebaut und konnte damit sein technisches Verständnis für die Elektronik weiter vertiefen.

KW SpectraEnde der siebziger Jahre begann Klaus Wunderlich, sich mit transzendentaler Meditation zu beschäftigen. Die Esoterik spielte nach und nach eine immer wichtigere Rolle in seinem Leben. «Mein Lebensziel ist es, meinen Charakter zu verbessern und ein besserer Mensch zu werden. Das überträgt sich dann auch auf das Publikum. Viele Leute haben mir nach dem Erscheinen der Platte «In the Miller Mood» - das war die erste Platte, die ich gemacht habe, seit ich mich mit Meditation beschäftige - gesagt, da sei etwas in meiner Musik, dass sie lieben. Die wissen auch nicht, warum. Aber das meine ich, wenn ich sage, dass sich beim Musizieren die Persönlichkeit des Musikers auf das Unterbewusstsein des Zuhörers überträgt. Eine Automatik besitzt keine Gefühle...»

 Mit der Zeit reichte aber auch die Orgel Helios technisch nicht mehr aus, den Ansprüchen der Zeit zu genügen. Gemäss seines Erfolgsgeheimnisses «Nie auf den Lorbeeren ausruhen, immer mit der Zeit gehen - das meine ich bewusst in musikalischer und technischer Hinsicht» ergänzte Klaus Wunderlich seine Helios durch die Digitalorgel 'Beta' und ersetzte beide schliesslich durch die 'Wersi Spectra'. Aus jeder Orgel holte Wunderlich das Beste heraus. 

Bis zuletzt, obwohl die Musik- und Medienlandschaft inzwischen durch Computer regiert wird, schwörte Klaus Wunderlich auf echte Handarbeit «Bei meinen Plattenaufnahmen spiele ich tatsächlich alle Instrumente, die Orgel, das Schlagzeug, den kleinen MOOG-Synthesizer (für den Bass) und den Pianostar (für die Rhythmusgitarre) eigenhändig. In meinem Studio arbeite ich mit acht Spuren. Dort wird alles einzeln aufgenommen, ggf. korrigiert und später auf ein ganz normales Studioband (2 Spuren, Stereo) zusammengemischt.»

Wunderlich war nebenbei ein Computer-Freak. Er hatte vier Computer zu Hause, programmierte selbst und kannte sich bestens in dieser Materie aus. Und dennoch - oder vielleicht gerade deshalb! - machte er keine Musik damit! Wer sich fragte, warum Wunderlich trotz aller Möglichkeiten bis zuletzt ‘mit der Hand’ aufgenommen hat, bekam zur Antwort: «Musik, die aus dem Computer kommt, besitzt keine ‘Seele’ und hat daher auch keine positiven Auswirkungen beim Zuhörer! Computer sind aber recht hilfreiche ‘Sklaven’; sie helfen mir ggf. beim Drucken von Noten oder an der Orgel beim Programmieren von Rhythmen, die ich bei Konzertauftritten benötige, da ich auf der Bühne ja nicht gleichzeitig Orgel und Schlagzeug spielen kann.»

Für Klaus Wunderlich war klar, dass sich mit Musik Gefühle übertragen lassen, da Musik das menschliche Unterbewusstsein beeinflusst. Musik kann daher also sowohl glücklich, traurig, munter und schläfrig, als auch aggressiv machen.
Vor diesem Hintergrund veröffentlichte er 1982 bei EMI-Electrola seine Produktion 'Rendezvous', eine Platte mit bekannten Evergreens, mit einer Interpretation, die er selbst als ‘Anti-Stress-Musik’ bezeichnete. «Einem sensiblen Menschen können zwar diese Klänge ‘unter die Haut’ gehen, trotzdem wirkt die Musik unaufdringlich und dezent. Sie beruhigt die Nerven, wirkt harmonisch auf das Unterbewusstsein und stimmt den Zuhörer friedlich. Dabei ist es egal, ob die Platte nun bewusst angehört wird oder nur zur Unterhaltung im Hintergrund läuft.»

In den letzten Jahren war es ruhig um Klaus Wunderlich geworden. Nach seiner letzten England-Tournee 1995 wollte er sich 'zur Ruhe setzen'. Der Verkauf von Einspielungen der letzten Jahre schien der Industrie nicht mehr sonderlich wichtig zu sein. Sein Plattenvertrag mit der Firma Eastwest - Records war abgelaufen, traurig über die Trennung war er aber nicht. «Heute ist es üblich, dass nicht mehr der Künstler sagen kann, was aufgenommen wird ... das bestimmt vielmehr der Vertrieb, also Leute, die kaum Ahnung von Musik haben! Ob die Platte künstlerisch gut oder schlecht ist, spielt überhaupt keine Rolle mehr. Eine Platte ist nur noch dann gut, wenn sie soundso viele Stückzahlen bringt.»
Spezial
Dennoch wollte sich Klaus Wunderlich noch nicht auf 'die faule Haut' legen. Nur wenige Wochen nach dem selbst erklärten 'Ende' seiner aktiven Laufbahn nahm er in seinem Tonstudio eine neue Produktion auf, der er selbst den Titel 'Special' gegeben hat. «Viele meiner Fans haben mir geschrieben, mich angerufen und mir immer wieder mitgeteilt, dass ich nicht aufhören darf. Nun ist das ja eigentlich meine eigene Entscheidung - aber ich bin doch schnell zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Musiker eigentlich gar nicht 'in Rente gehen' kann. Wenn man Spass an seinem Schaffen findet, dann kann man nicht von heute auf morgen damit aufhören.»

Mit der 'Special' wollte Klaus Wunderlich noch einmal ein musikalisches Highlight setzen.  Nach Fertigstellung der Aufnahmen bastelte er sich ein eigenes Cover zusammen und liess die CD's und Musikkassetten in eigener Regie herstellen. Den Vertrieb nahm er ebenfalls selbst in die Hand. Lange Zeit war die CD nur bei ihm persönlich zu bekommen.
Diese CD ist die letzte Produktion, die Klaus Wunderlich in Mehrspurtechnik aufgenommen hat. «Hier konnte ich jetzt endlich mal wieder ausschliesslich Titel einspielen, die ich selbst ausgesucht habe. Das sind fröhliche, swingende Titel, die ich schon lange mal spielen wollte. Wenn sich der Verkauf der CD's amortisiert, mache ich natürlich auf diese Weise weiter.» Nachdem diese erste Ausgabe der 'Special' inzwischen vergriffen ist, gibt es eine Neuauflage mit verändertem Cover.

Dank der 'Special' hatte Klaus Wunderlich wieder Spass an seiner Arbeit gefunden. Aus ungebremster Schaffenskraft schmiedete er neue Pläne. „Ich hätte noch Ideen für 20 weitere Produktionen...“, sagte er noch im September 1997.
Auch für die Gestaltung der Internet-Homepage hatte er einige Verbesserungs- und Erweiterungsvorschläge, die in der aktuellen Version leider nur zum Teil verwirklicht werden konnten.

Plötzlich und völlig unerwartet erlag Klaus Wunderlich am 28. Oktober 1997 im Beisein seiner Frau Traudl und Schweizer Freunde einem Herzinfarkt. Er wurde nur 66 Jahre alt. In den Wochen und Monaten vor seinem tragischen Tod deutete nichts auf gesundheitliche Probleme hin, umso schockierender war die Nachricht für alle, die ihn gekannt haben.

Trotz seines Erfolges und seiner Beliebtheit wurde sein Tod von den Medien fast völlig verschwiegen. In einem Kondolenzschreiben an die Witwe des Verstorbenen schrieb sein langjähriger Wegbegleiter Heinz Schenk: «Unverständlich ist mir das Verhalten der Medien, die mit keiner Zeile oder einem Satz seinen Tod erwähnten. Ich habe das auch unmissverständlich an betreffender Stelle gesagt...»
Die Erinnerungen an Klaus Wunderlich und seine Musik lösen Wehmut aus, doch wird er uns als grossartiger Künstler, liebenswerter Kollege und Vorbild stets in Erinnerung bleiben. In den Herzen vieler Musiker und seiner Fans wird er ewig weiterleben.


Kurz vor seinem Tod begann Klaus Wunderlich mit der Aufnahme einer neuen CD. Schon seit langer Zeit hatte er geplant, eine CD mit Aufnahmen seiner Live-Konzerte zu produzieren. «Allerdings muss ich daran noch etwas 'feilen'. Ich habe die Aufnahmen zwar fast alle hier auf Band, aber für eine Veröffentlichung auf CD müssen die Titel noch überarbeitet werden. Ich denke, ich spiele die Sachen hier bei mir im Studio nochmal live neu ein...». So entstand bereits 1996 die Idee zu 'Concerto Grosso', einer Produktion mit klassischen Themen, die Klaus Wunderlich auf eine an Schwierigkeit kaum zu überbietende Weise arrangiert hat. Er wollte nocheinmal sein überragendes Können und seine einmalige Spieltechnik unter Beweis stellen. Bei einem Gespräch im September 1997 erzählte er eher beiläufig: «Im Moment spiele ich wieder vermehrt Orgel, allerdings habe ich mir gerade einen Titel vorgenommen, der auf der Orgel fast unspielbar ist - da muss ich wohl noch ein bisschen üben...». Wie später klar wurde, war die Rede von 'Donna Diana', dem letzten Musikstück von 'Concerto Grosso'.
Bei allen Titeln verzichtete Klaus Wunderlich neben allen technisch möglichen Tricks auch auf die sonst bei seinen Aufnahmen verwendete Multiplayback-Technik. So gesehen ist 'Concerto Grosso' Klaus Wunderlichs letztes Live-Konzert und ein grosses Vermächtnis an seine Fans.

 

 

Als Basis für diese Biografie dient die Vorlage aus der Zeitschrift 'okey.de' von Herrn Ralf Hoffmann, welche mit weiteren Informationen aus diversen Quellen ergänzt wurde.